Tag 12: Sälka – Tjäktja (geplant)

Um es positiv zu umschreiben: Unsere Agnes hat ihre Regen- und Sturmtaufe bravourös bestanden. Zu deutsch: Die ganze Nacht hatte es geschüttet und gestürmt, und auch am Morgen war keine Besserung in Sicht. So kann Schweden halt auch sein…

Somit war auch erstmals Zeltabbau und Packen unter widrigen Bedingungen gefragt. Als wenn wir noch nie was anderes getan hätten, war das in Rekordzeit und ohne Kollateralschäden an Material und Mensch perfekt über die Bühne gegangen. Stolz!

Noch schnell ein Frühstück in der Küchenhütte der Stuga, und wir waren startklar. Liz und Dave krochen da gerade erst zerknittert aus ihrem Zelt…

Es folgte ein kurzer Check der körperlichen Marschbereitschaft: Meine Wade zwackt noch, Sauna hat aber wohl geholfen. Tanja’s Fuss-Situation ist zwar weiterhin ernst, aber nicht hoffnungslos. Na dann kann es ja losgehen 😊 Start um 8:00.

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Wir waren uns durchaus darüber im Klaren, dass das heute kein Kindergeburtstag werden würde, denn schließlich stand die Überquerung des mit 1158m höchsten Passes des Kungsleden auf dem Programm. Den zweithöchsten Pass hatten wir, wie schon in einem früheren Blogbeitrag erwähnt, im letzten Jahr am 24.August im Schneesturm bewältigt. Und heute ging es auf 850m schon mit Sturm und Regen an den Start.

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Allerdings lag das angepeilte Ziel bereits wenige Kilometer jenseits des Passes auf der anderen Seite des Hochgebirges: Tjäktja. Geplante Gesamtstrecke: Gute 12km.

Es war richtig nass unterwegs. Die Regenschicht gab alles, aber nach ein paar Kilometern waren wir trotzdem durchgeweicht bis auf die Knochen, respektive bis in die Socken…

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Der Anstieg auf den Pass war dann an sich gar nicht so wild, jedoch machten die Bodenverhältnisse und der peitschende Wind das Unterfangen dann doch zu einer echten Herausforderung.IMG_4582.JPG

Nach 3 Stunden Kampf mit den Elementen war dann das Zwischenziel fast erreicht. Eine Schutzhütte am Passgipfel. Voller Vorfreude auf einen warmen Tee und ein wenig Schutz vor Wind und Regen legten wir uns nochmal ins Zeug und sahen die Hütte nur noch wenige Meter vor uns liegen – Leider aber auch eine Gruppe von Wanderern, die den Aufstieg von der anderen Seite im Gruppenverbund absolviert hatten und nun vorm Eingang Schlange standen – ganz toll. In so eine Hütte passen vielleicht 8 Personen, und das waren mindestens 10…

Das konnten wir also vergessen. Kurz geschüttelt und weiter geht’s, dann halt durchziehen bis Tjäktja. Konnten ja nur noch 4-5km sein, und das bergab.

Leider vornehmlich über Geröllfelder, die auf Grund des anhaltenden Regens stark umspült waren. Und dann durften auch noch 2 Bäche überwunden werden, für die es keine Brücken gab. Bei dem Wetter Schuhe aus und waten war keine Option, außerdem waren die Füße ohnehin schon pitschnass. Also einfach durch!

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Nach gut einer Stunde Abstieg erreichten wir dann pudelnass und durchgefroren Tjäktja. Freude, das wäre geschafft!

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Leider währte die Freude nur genau so lange, bis der Stugvård (schwedisch für „Herbergsvater“) uns einen herben Dämpfer versetzte: Die Stuga sei klein, nur knapp über 20 Betten, und für heute waren bereits 2(!) Gruppen mit jeweils 11 Personen angemeldet… Aber kein Problem, Betten könne man ja auch zu Zweit nutzen, und zur Not gäbe es noch den Fußboden in der Küche…

Alles klar, nein Danke. So langsam geht einem dieser Teil des Kungsleden und insbesondere die Unart der Gruppenreisen auf den Keks…

Wir ziehen zur Beratschlagung in die Barracke (=winzige Küche) für Tagesgäste zurück. Auch hier das selbe Bild: Bereits übervoll. Uns reicht es. Auch wenn das hart wird: Hier bleiben wir auf keinen Fall!

Also nach einer kurzen Pause wieder rein in die nassen Klamotten und raus in den Regen. Die nächste Stuga liegt weitere 14km entfernt, und dank unseres frühen Starts ist es erst Mittag. Das versuchen wir zumindest, und zur Not haben wir auch noch das Zelt….

Was folgte war ein knüppelharter Nachmittag, aber die Entscheidung Tjäktja zu überspringen bereuten wir nicht eine Minute. Bis kurz vor dem Ziel bei Kilometer 25.

Wir hatten Alesjaure schon seit einer guten Stunde in Sichtweite, der Regen hatte aufgehört und wir waren zwar groggy, aber froh, uns durchgebissen zu haben.

Dann kam, was an gebrauchten Tagen ja irgendwie kommen musste: Ein nasser Stein, ein falscher Schritt, ein lauter Schmerzschrei: Tanja hat es erwischt!

So kurz vor dem Ziel, Knöchel verdreht, und das natürlich am ohnehin lädierten Fuß. Ganz bitter.

Wir setzten uns erstmal wo wir sind auf unsere Buttpads und sondieren die Lage. Tiefpunkt.

Nach einem Viertelstündchen ist wenigstens klar, dass wir Alesjaure humpelnder Weise erreichen können. Und danach sehen wir dann weiter….

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